Seit 1980 haben wir uns die Heimat- und Brauchtumspflege zur Aufgabe gemacht.
Die Schwerpunkte Tanzen, Backen und Holzhacken werden von unterschiedlichen
Gruppierungen wahrgenommen, die alle zu Festumzügen gemeinsam auftreten.
Glems ist mit rund tausend Einwohnern der kleinste Stadteil von Metzingen und
der Trachtenverein Glems 1980 e.V. hat mit seinen ca 120 Mitgliedern einen
festen Platz in der Dorfgemeinschaft.
Unsere Tracht
Die Glemser Tracht wurde in der Zeit um 1840 / 1850 getragen.
Da leider keine Originaltrachten mehr gefunden wurden, musste man beim Landesmuseum in Stuttgart nachforschen und anhand von alten Unterlagen die Tracht nachschneidern lassen.
Die Glemser Frauen tragen die Bändelhaube, die in unserer Gegend weit verbreitet war. Das Oberteil bildet eine weiße Bluse aus Leinen oder Baumwolle mit einem rot gemusterten Rockoberteil. Der Rock selbst ist aus schwerem, dunkelblauem oder schwarzem Wolltuchstoff; darüber tragen die verheirateten Frauen eine dunkel gemusterte Schürze aus Baumwolle oder Seide und die ledigen eine weiße Baumwoll- oder Leinenschürze. Ein weiteres Schmuckstück bildet das Handkörbchen.
Die Männer tragen eine Weberkappe aus rotem Samt als Kopfschmuck. Ein weißes Leinenhemd, eine rote Weste und eine dunkelblaue Jacke bilden das Oberteil. Je nach sozialem Status werden unterschiedlich viele Rollenknöpfe an der Weste geschlossen, die blaue Jacke bleibt immer offen. Eine Kniebundhose aus Hirschleder und dunkelblaue Strümpfe, sowie Schnallenschuhe bilden das Unterteil der Männertracht.
Die Glemser Tracht ist keine eigentliche Sonntags- oder Feiertagskleidung. Sie wurde werktags getragen, wenn Markt war, wenn man aufs Rathaus vorgeladen wurde, oder den Pfarrer oder Arzt aufsuchte.
Die Holzhacker- und Bauernkleidung für den Alltag war ziemlich einfach. Die Männer trugen größtenteils Blauhosen, teils auch Kittel aus selbstgemachtem Leinen. Ledige kauften sich Baumwollstoffe. Unsere Holzhacker tragen zum Arbeiten entsprechende Kleidungsstücke.
Auch unsere Fuhrleute sind in den typischen bestickten blauen „Bauernkitteln“ unterwegs.
Tanzgruppe
Der Verein hat seit 1986 eine Kinder- und Jugendtanzgruppe, die sich im Dorfgeschehnis bei Veranstaltungen der Vereine, z.B. am 1. Mai einbringt, sowie regelmäßige Auftritte mit der Trachtenjugend Baden-Württemberg im In- und Ausland wahrnimmt
Die Schülerertanzgruppe trifft sich an bestimmten Samstagen von 10:30 bis 12:00 Uhr zur Tanzprobe in unserem Feuerwehrgerätehaus im 1. OG. Gelegentlich proben wir gemeinsam mit der Gaujugend "Danzprob" derTJBW. Details werden jeweils auch im Blättle veröffentlicht. In den Schulferien sowie den traditionell tanzfreien Zeiten findet kein Tanzen statt.
Brot aus dem Backhaus
Im historischen Backhaus backen die Glemserinnen seit Alters her ihr Brot. Wir haben diese Tradition aufgegriffen und backen zu verschiedenen Anlässen dort unser bekanntes frisches Glemser Backhausbrot, das wir z.B. bei Festumzügen aus den „Greddawägele“ heraus verteilen.
Beim Sommerferienprogramm der Stadt Metzingen bieten wir jedes Jahr einer Kindergruppe die Gelegenheit, das ursprüngliche Brotbacken kennenzulernen.
In ungeraden Jahren laden wir herzlich ein zum Backhaus-Hock in der Ortsmitte. Dieses Fest am ersten Ferienwochenende hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt. Besucher aus nah und fern dürfen sich auf ein paar gemütliche Stunden mit leckerem Essen und guter Unterhaltung freuen.
Streuobstwiesen und Most
Obwohl das Ermstal auch als Weinbaugegend bekannt ist, genießt der Glemser gerne seinen Most, den Wein des armen Mannes, und Kirschwasser. Aufgrund der Lage unseres Dorfes inmitten von Streuobstwiesen ist Glems ohne Äpfel, Birnen und Kirschen nicht vorstellbar. Für viele Familie sind sie ein ganz normaler Bestandteil im Jahresablauf. Als Lohn für arbeitsreiche Stunden bei der Pflege der Obstbäume und Ernte, ist das Pressen des Apfelsaftes und die Herstellung von Most der Höhepunkt des Herbstes. Viele verarbeiten Ihre Früchte in der städtischen Anlage, die im Obstbaumuseum zur Verfügung steht. Die Abfüllmöglichkeit für Süßmost in handliche 5-Liter-Packs wird auch gerade von jungen Familien gerne in Anspruch genommen.
Die ältesten Bauteile der Glemser Kelter werden auf Anfang des 16. Jahrhunderts datiert. Seit der örtliche Genossenschaftsmarkt aus dem Gebäude ausgezogen ist, dient die alte Obstkelter unserem Verein als Kulisse für das jährlich im Herbst zum Erntedank veranstaltete Mostfest, das am 7. Oktober 2018 wieder stattfinden wird. Hieraus entwickelte sich die Idee, ein Obstbaumuseum aufzubauen, das inzwischen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht hat und übers Jahr zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen rund um das Thema Streuobstwiesen und Most beherbergt.
Festumzüge
Mostwagen "Glemser Streuobstwiesen"
Beim Cannstatter Volksfest 1998 kam zum ersten Mal unser eigener Festwagen unter dem Motto „Glemser Streuobstwiesen“ zum Einsatz. Im Festzug wird, wenn möglich, eine Kostprobe des guten Glemser Mostes aus den Streuobstwiesen ausgeschenkt
Der Wagen wird von einem Pferdegespann (i.d.R. 2-4 Pferde) gezogen. Da unser Fuhrmann im Hauptberuf als Holzrücker täglich mit seinen Ardenner-Pferden unterwegs ist und große Erfahrung mit mehrspännigen Wagen hat, sind wir immer dankbar für seinen professionellen Einsatz an unseren Festumzügen.
Holzhackerwagen
Bei Festumzügen in der näheren Umgebung sind unsere Holzhacker auf ihrem eigenen Wagen im Einsatz. Sie zeigen, wir früher im Wald Baumstämme mit historischem Werkzeug bearbeitet wurden.
Holzhacker
Der Glemser Wald war einst fast vollständig im Besitz der Gemeinde. Die Glemser Bürger durften nur mit Genehmigung zur Eigennutzung Holz schlagen und nur an sogenannten „Holztagen“ durfte Brennholz aufgelesen werden. Doch bereits aus dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass die Gemeinde den Bauern über den Winter einen Arbeitsplatz im Wald bot, um Holz zu schlagen, das als Bauholz oder Brennholz verkauft wurde. Auch die „Früchte des Waldes“, wie z.B. Bucheckern, wurden veräußert.Unsere Holzhacker sind die jüngste Gruppierung innerhalb des Vereins. Bei einigen Festumzügen in der näheren Umgebung sind sie mit einem eigenen Festwagen vertreten. Auch musikalisch betätigen sie sich als Taktgeber bei lustigen Tanzveranstaltungen.
Heute sind die Wälder Bestandteil des Biospährenreservats Schwäbische Alb und dienen als Beispiel für nachhaltige Bewirtschaftung, die aufgrund der Topographie auch noch mit Mitteln der traditionellen Forstwirtschaft betrieben wird, denn in den steilen Handwäldern sind die Pferde des Holzrückers modernen Maschinen oft klar überlegen.
Unsere Heimat
Beim Familienwandertag "rund um Glems" zeigt sich, wie sehr wir der Heimat verbunden sind. Man erinnert sich
vieler alter Gemarkungsnamen und die Jungen staunen über die Geschichten, die die Alten zu erzählen haben.
Das Roßfeld ist unser "Berg". Obwohl er auf einer Hochfläche der Alb über Glems thront, scheuen viele Glemser die Mühe nicht, diesen Flecken Land regelmäßig aufzusuchen und die herrliche Aussicht über das weite Land zu genießen. Bei Kindern besonders beliebt ist die historische Kartoffelernte, die unser Vereinskamerad H. gerne im späten Sommer organisiert.
Geselligkeit
Unser Vereinsheim "Trachtenstube" bietet den idealen Rahmen für gesellige Abende und hat schon viele Stammtisch-Runden und Feiern gesehen.
Das "Mutscheln" hat in unserer Region Tradition. Wer beim Würfelspiel gewinnt, dem winkt als Preis die "Mutschel", ein kunstvoll gestaltetes Gebäckstück, das mit fast allen Getränken zwischen Most und Kaffee hervorragend mundet.